Der "Verlegenheitsurlaub" Finnland

Unser Urlaub begann Mitte August. Anfang September kamen wir voll ausgeruht wieder nach hause. Eine besondere Vorbereitung haben wir nicht durchgeführt. Es ging gleich vom Alltagsstreß ab in den Urlaub. Jeder nahm einen Rucksack mit Klamotten für wärmere und kältere Tage, ein Zelt, einen guten Schlafsack, die Iso Matte und etwas Proviant aus thüringischen Landen mit. Zunächst ging unsere Reise von Erfurt nach Berlin mit dem Zug. Vom Flughafen Berlin-Tegel ging es nach Helsinki. Nach einer kurzen Stipvisite in der Stadt und anschließender Übernachtung in einem Studentenwohnheim ging es per Flugzeug wieter nach Ivalo (ca. 290 km oberhalb des Nördlichen Wendekreises). Da wir ja zum Wandern gekommen waren, verzichteten wir auf den Zubringerbus und machten prompt Bekanntschaft mit den finnischen Mücken. In den folgenden Wochen lernten wir im Selbststudium mit den kleinen Plagegeistern umzugehen. Des Wetter war recht warm und angenehm. Von Ivalo ging es per Bus nach Inari, einem kleinen Ort am Inari See. Dort holten wir uns die Informationen über Wandertouren.

Mit einem leckeren geräucherten Inari See Lachs im Gepäck ging es dann per Post Bus in Richtung Utsjoki (Norden) zum Kevo Totalreservat. Totalreservate bleiben unberührt, d.h. es erfolgt keinerlei Bewirtschaftung. Wandern ist nur auf den ausgewiesenen Wanderpfaden erlaubt. Jeglicher Eingriff in die Pflanzen- und Tierwelt ist strengstens untersagt. Selbst das Feuerholz an den Rastplätzen wird von außerhalb des Reservats herangebracht. Unsere Lungen wurden auch von klarer Luft verwöhnt. Unsere Wanderung begann beim Kenesjärvisee. Das Wetter war sehr schwülwarm, sehr schweißtreibend und damit ideal für die Myriaden von Mücken. Den ersten Tag begleitete uns ein polnischer Student, der sich sein Studium und seine Reisen mit Landschaftsaufnahmen in aller Welt finanzierte. Die Route führte uns zunächst entlang des Kevo Flusses. Bei zweimaliger Überquerung wurde wir ordentlich von Mücken zerstochen. Trotz Schwüle liefen wir hochgeschlossen mit Handtuch um den Kopf um ja keine Angriffsfläche zu bieten. In den folgenden Tagen ging es etwas höher und somit vom Flußlauf weg. Öfteres Erfrischen in den kleinen Bächen und Hemdwechsel halfen besser als Antimückencreme. Nach drei Tagen mußten wir einen Ruhetag einlegen, da unsere Füße nur noch aus Blasen zu bestehen schienen. Es war aber auch ein fantastisches Plätzchen mit Hütte und einem kleinen Wasserfall. Baden in den klaren kalten Bächen und Bergseen war eine angenehme Entspannung nach einem anstrengenden Fußmarsch. Nach 5 Tagen mit ca. 63 km Weg erreichten wir den Ausgang bei Sulaoja an der Straße von Karigasniemi nach Inari. Da an dem Tag kein Bus mehr fuhr, übernachteten wir noch einmal am Rande des Kevo Nationalparkes inmitten von Rentieren.

Vom Kevo Totalreservat ging es über Inari (Proviantfassen) nach Menesjärvi am Rande des Lemmenjoki Nationalparkes (südwestlich von Inari). Bus verpaßt, getrampt mit einem französischen Ingenieur nach Njurgalahti am Lemmenjoki Fluß. Wir machten zunächst einen Tag Pause für eine gründlichere Körperpflege und um unsere müden Knochen auszuruhen. Dann gab es eine Trainingswanderung Joenkielinen, einer Erhebung mit tollem Rundblick. Schließlich ließen wir uns in Njurgalahti über den Fluß setzen. Bis Härkäkoski wanderten wir keinen offiziellen Weg. Dort hatten wir einen schönen Abend an einer Flußverdickung mit Lagerfeuer. Von Härkäkoski machten wir mit leichtem Gepäck die ca. 30 km lange Rundwanderung über den ausgezeichneten Pfad. Eine interessante Station war die ehemalige Goldgräberstadt Kultahamina. Der Lemmenjoki Nationalpark ist bekannt für seine Gold Claims, an welchen heute noch Gold gewaschen wird. Für meine Begriffe, trotz der sonst vorhandenen wunderschönen Landschaft, verschandeln diese Löcher die Natur. Von Zeit zu Zeit finden dort auch Goldwäschermeisterschaften statt. Auf dem Rückweg nach Njurgalahti überquerten wir den Lemmenjoki zu Fuß und übernachteten auf der anderen Seite des Flusses. In unserem "Basis"lager angekommen, gönnten wir uns noch zwei Tage Erholung. Wir lernten nette Leute aus Finnland, der Schweiz und einen Finnland Fan aus Deutschland kennen. Aus war ein interessanter Abend am Lagerfeuer.

Vom Lemmenjoki Nationalpark fuhren wir zunächst wieder nach Inari. Dort entschlossen wir uns, zum Abschluß in das Wandergebiet von Saariselkä. Leider hatte sich Norbert ein wenig erkältet, sodaß wir uns eine Hütte aussuchten. Zur Not konnte er dort nächtigen. Es war bereits Anfang September und nachts wurde es schon empfindlich kalt. Konnte man zu Beginn unserer Tour noch mit Badehose im Schlafsack schlafen, so mußte man nun einen Trainingsanzug tragen und die Alumatte mit in den Schlafsack nehmen. In den nächsten beiden Tagen wanderte ich allein. Schließlich brachte ich zunächst Norberts Rucksack nach Saariselkä zurück und am nächsten Tag ihn selbst auch. Wieder ging es nach Inari. Dort mieteten wir uns eine Hütte auf dem Campingplatz. Schließlich näherte sich unser Urlaub dem Ende. Es ging von Ivalo zurück nach Helsinki und von dort in die Heimat.

Was mir in Finnland besonders gefallen hat, ist die Ehrlichkeit der Leute. Man konnte seine Sachen über Stunden und auch Tage hinweg unbeaufsichtigt lassen, ohne das etwas abhanden kam.

Solltet Ihr Lust auf dieses Wandergebiet haben, so schaut Euch meine Link Seite an. Ich habe ein paar Links zu Seite, die sich viel intensiver mit diesen herrlichen Natur- und Wandergebieten beschäftigen.

 

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