Urlaub in der Mongolei

Mittlerweile war ich dreimal in der Mongolei - 1985, 1994 und 1995. Und wenn alles klappt, verbringe ich mit meiner Familie den Sommer 2000 wieder dort. Wenn ich mal wieder mehr Zeit habe, suche ich die alten schwarz-weiß Fotos von 1985 wieder hervor. Mal sehen, dann erweitere ich die Bildersammlung.

1994 klappte also unser Urlaub nach der Mongolei. Nach 9 Jahren besuchte ich meinen Studienkollegen das zweite Mal in seiner Heimat. Was würde sich da wohl geändert haben ? Zumal sie dort auch ihre friedliche Revolution hatten.

Mit dem Zug ging es von Erfurt nach Berlin. Wir flogen mit der Aeroflot. Nach einem längeren Aufenthalt auf Sheremetjevo II - Moskau- mit anschließendem Umsteigen in Sheremetjevo I kamen wir nach fast 24 stündiger Reise - mit Zwischenaufenthalt in Irkutsk - so gegen 10.00 Uhr Ortszeit in Ulaan Baatar an. Dort wurden wir von meinem Studienkollegen Altanstog abgeholt. Es ging mit einem recht klapprigen Wolga in Richtung Stadt. Untergebracht waren wir im Kinderzimmer seiner Wohnung. Diese liegt in einem Neubauviertel ca. 10 min zu Fuß vom Stadtzentrum. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt. Soweit ich mich erinnern kann, sind wir auch nicht ganz nüchtern ins Bett gegangen.

Wie vor neun Jahren ging es am nächsten Tag zu einem Denkmal zu Ehren der Sowjetischen Soldaten, die an der Seite der Mongolei gegen die Japaner kämpften. Von dort oben gibt es einen herrlichen Blick auf die Stadt Ulaan Baatar. Anschließend machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt.

Am 30.06. und 01.07. standen verschiedene Museen auf dem Plan. Zunächst natürlich das Bogd Khan Museum. Wer als Tourist nach Ulaan Baatar kommt, besucht mit Sicherheit das Wohnareal des letzten mongolischen Gott Königs. Er lebte dort bis zu seiner zwangsweisen Abdankung durch die sozialistische Revolution 1924. Leider war am 30.06. geschlossen, sodaß wir uns das Wohnareal des Bruders des Bogd Khan anschauten. Am 01.07. wanderten wir noch einmal zum Bogd Khan Museum und von dort weiter zum Gandan Kloster. Bei meinem ersten Besuch 1985 war es das einzige Kloster in der Mongolei, in dem noch Lamas lebten und junge Lamas ausgebildet wurden. Selbst damals zu sozialistischen Zeiten hatte die Ausbildung im Kloster einen so hohen Ruf, dass nur die besten Schüler aufgenommen wurden. Heute gibt es weitaus mehr aktive buddhistische Klöster. Wer sich auch ab und zu in den Fernsehprogrammen - vorwiegend dritten Programmen der ARD - Dokumentarfilme über die Mongolei anschaut, weiss auch, dass der Schamanismus vor allem auf dem Land verstärkt praktiziert wird.

Am 02. Juli stand ein Picknick auf der Tagesordnung. Wie soll  ich  es sagen ? In einem so riesigen Land gibt es andere Zeitvorstellungen als in Deutschland. Und wenn man etwas Erfahrung hat, ist das eigentlich sehr reizvoll. Denn es passieren Dinge, die wir einfach nicht erleben in Deutschland.
Die Familie meines Freundes und befreundete Familien - auch mit Kindern - trafen sich zunächst in der Wohnung meines Studienkollegen. Die Rolle, die bei uns das Bier spielt, spielt in der Mongolei der Airag - gegorene Stutenmilch. Zumindest für mich ein gewöhnungsbedürftiges Getränk. Man fängt am besten mit geringeren Mengen an. Es sschmeckt ziemlich säuerlich und enthält auch einige (3) Prozente Alkohol. Ich kann mich erinnern, dass ich 1985 nach einem Glas unheimliche Probleme hatte. Diese blieben mir nun erspart (vielleicht, weil ich inzwischen auch Joghurt esse). Irgendwann kurz vor mittag kam ein Bus und wir sammelten die restlichen Leute ein. Nach kurzer Wegstrecke war Schluß, da das Benzin zur Neige ging. Was nun ? Da entfaltet sich das Organisationstalent. Also, ab auf den Schwarzmarkt für Benzin Talons. Nun noch nach einer geöffnete Tankstelle gesucht. Alle war das Benzin. Also fuhr jemand mit einem Kanister - natürlich per Anhalter - zu einer Tankstelle, damit der Bus zur nächsten Tankstelle   fahren konnte. Und wie das Leben spielt, war diese um die Ecke. Frisch aufgetankt ging es in Richtung Osten - nach Terelsh. Am Stadtausgang die übliche Kontrolle. Dann ging es aufs Land. Der Schwiegervater wurde abgeholt, da er sich am besten mit dem Viehkauf auskennt. Natürlich kommt Besuch nicht so einfach wieder weg. Er muß Essen und Trinken, die Gastfreundschaft pur. In einem Jurtenlager ein "paar" Kilometer weg wurde das Schaf gekauft. So ein Schafkauf ist eine längere Prozedur. Zunächst wurden wir natürlich in die Jurte eingeladen. Dann kamen die Verkäufer zu uns in den Bus. Ein paar Archi (mongolischer Vodka) wurden getrunken, um die Atmosphäre zwischen Käufer und Verkäufer aufzulockern. Das erst beste Schaf wurde auch nicht gleich gekauft. Mitte des Nachmittages ging es weter. Terelsh konnten wir nun nicht mehr erreichen. Also wurde ein Stück abseits gefahren.
Das Schaf wurde geschlachtet, auseinander genommen und in Portionen zerteilt. Die Frauen in unserer Runde bereiteten Salate vor. Die Kinder und wir durften nach Brennholz und faustgroßen Steinen suchen. Inzwischen wurde uns auch klar, wozu die Milchkanne dienen sollte.
Die Steine  wurden im Feuer erhitzt. In die Milchkanne wurde etwas Wasser mit Salz   gefüllt. Das Schaffleisch mit Knochen wurde abwechselnd mit den heißen Steinen, Zwiebel und Kräutern in die Kanne geschichtet. Die Kanne wurde mit Deckel dicht gemacht - wie ein Schnellkochtopf - und in der Restglut wurde der Inhalt ca. 20 min gekocht.
Nachdem die Kanne geöffnet wurde, gab es nicht sofort zu essen. Die heißen Steine erfüllten einen weiteren Zweck. Jeder bekam einen und jonglierte diesen zwischen beiden Händen hin und her. Wie uns die Frau meines Freudes - sie ist Ärztin - erklärte, ist dies eine Art Thermopressur und soll ganz gut zum Stressabbau dienen.
Der Schwiegervater hatte in der Glut zwei größere flache Steine erhitzt und briet einige Fleischstücke dazwischen. Beides - aus der Kanne und von den Steinen - schmeckte sehr gut, hätte aber ca. 10 min länger zum Garen gebraucht. Gegessen wurde mit Messer und den Fingern. Interessanterweise zieht das Schaffett sehr gut und schnell in die Haut ein.   Die Hände bleiben auch ohne Waschen auf die Dauer nicht klebrig. Die Brühe aus der Kanne war der absolute Leckerbissen. Ansonsten verläuft so ein Picknick wie bei uns, vielleicht etwas fröhlicher.  Na ja, trinkfest sollte man sein und ein paar deutsche Volkslieder sollte man auch können.
Spät abends ging es dann nach hause. Nicht ohne in der Nachtbar des Hotels "Ulaan Baatar" noch eine Flasche Vodka zu besorgen.

Irgendwie war der 03.Juli zum Ausruhen da. Am 04.07.  früh gegen 8:30 Uhr holte uns ein Freund der Familie- ein in der Mongolei sehr bekannter Schauspieler - aus dem Bett. Es war schnelles Packen angesagt. Es ging zum Flugplatz von Ulaan Baatar. Unser Freund hatte einen Flug in die Gobi organisiert. Leider kamen wir zu spät und konnten dem Flugzeug nur hinterher winken. Aber das war's noch nicht. Irgendwie hat er es doch noch geschafft, dass wir mit der nächsten Maschine mitfliegen konnten. (Beziehungen sind das halbe Leben) Also ging es in einer wohl gefüllten IL 18 in Richtung Wüste. Kurz nach dem Start war in der Kabine die Hand nicht mehr vor Augen zu sehen. Der Wasserdampf im Flugzeug kondensierte und die Kabine war vernebelt. Ansonsten war der Flug sehr kurzweilig.
Unser Reiseziel war die Ortschaft Darlansadgad im Aimag Süd Gobi. Ein kleines Empfehlungsschreiben organisierte uns einen Jeep UAS russischer Bauart. Ein sehr zuverlässiges Gefährt. Die erste Nacht verbrachten wir ausserhalb auf ein paar Hügeln im Zelt. Auf dem Flug in die Gobi hatte mein Freud Norbert noch gewitzelt:
Passt auf, ich war dieses Jahr schon in Wüste Negev und es hat geregnet. Wir kommen in die Gobi und es wird auch regnen. Wie gesagt so geschehen. Für meine Begriffe war die Wüste auch sehr grün. Das Gras, was dort wächst riecht sehr nach Schnittlauch, wenn es zerquetscht wird.
Am nächsten Tag (Norberts Geburtstag) ging es ab in die Wüste. Unterwegs wurde geschwatzt und Fragen gestellt. Unser Reisebegleiter war an der Aussenstelle des Biologischen Institutes der Universität Ulaan Baaatar angestellt. Gegen Nachmittag kamen wir an einem Taleinschnitt an. Am Beginn dieses Tales war ein Museem zum Thema Dinosaurier und aktueller Fauna und Flora. Die Überraschung an sich wartete dann im Taleinschnitt auf uns - ein Gletscher mitten in der Wüste. Das Tal hatte sein eigenes Mikroklima. Von der Sonne durch steil aufsteigende Felsen abgeschirmt konnte sich hier in strengen Wintern über Jahrhunderte ein Gletscher bilden und halten. Die Flora im Tal war durch die hohe Feuchtigkeit ganz anders viel intensiver als noch ein paar Kilometer davor. Auch die Tierwelt brachte mehr Arten an Säugetieren hervor. Natürlich mußten wir auch auf und unteer dem Gletscher herumlaufen. Mein Studienkollege erzählte, dass der Gletscher von Jahr zu Jahr abschmilzt, da das Klima immer milder wird im Winter. Der Gletscher speist einen kleinen Fluß. Dieser wurde unterhalb des Gletschers gestaut. Auch das soll erheblichen Einfluß auf die Änderung des Mikroklimas im Tal haben. Heute 1999, wie ich erfahren habe, ist dieser Gletscher komplett abgetaut. Die Gegend hat einen Attraktion verloren.
Wir aßen Abendbrot in einem Touristencamp in der Nähe und übernachteten im Zelt in der Steppe.
Am nächsten Tag fuhren wir mit unserem Jeep weiter zu den Sanddünen. Ein Hauch von Wüste, so wie man sie sich aus zahllosen Filmen vorstellt. Unterwegs wurden wir von einem Viehzüchter zum Essen eingeladen. Dieses Angebot nahmen wir auf der Rückfahrt war. Es gab schmackhafte Suppe und den obligatorischen Airag (gegorene Stutenmilch) und Milchschnaps (von den Prozenten eher ein Wein). Nach einem Schläfchen durften wir Pferd und Kamel reiten. Bei der Hitze waren aber weder Pferd noch Kamel richtig willig. Aber ein Spaß war es allemal. Für die Übernachtung dieses Tages mieteten wir von diesem Viehzüchter eine Jurte (Ger) und mein Studienkollege kaufte eine Ziege. Unser Begleiter schlachtete und zerlegte sie fach- und mundgerecht und bereitete in einer Milchkanne (siehe Picknick) ein leckeres Mahl. Brennholz fanden wir genug, nur faustgroße Steine waren schwer zu finden. Zum Essen und für danach fanden sich dann auch nach und nach einige Vodkaflaschen an. So wurde das ein verspäteter Geburtstag für Norbi unter dem Sternenzelt der Gobi.
Am 07. Juli ging zurück nach Darlansadgad. Dort übernachteten wir nochmal außerhalb des Ortes in unseren Zelten. Es erwischte uns da mit einem furchtbaren Gewitter. Unsere Zelte und Rucksäcke liefen voll Wasser. Am nächsten Tag mußte alles getrocknet werden. Nachmittags ging es wieder zurück nach Ulaan Baatar. Der Trip war einfach fantastisch.

Am 09. Juli waren wir bei einem befreundeten Ehepaar auf die Datscha eingeladen. Dort wurde etwas zelebriert, wovon wir keine Bilder sondern ein Video haben. Vielleicht ist es auch recht gut so.
Eine ZIege wurde geschlachtet und ausgenommen auf eine Art, die man als "kunstvoll" bezeichnen könnte. Das Innere samt den Knochen wurde nur durch die Halsöffnung entnommen. Dabei wurde die Haut praktisch links gewendet. Anschliessend wurden die Knochen samt Fleisch mit heissen Steinen, Salz, Kräutern und ein wenig Wasser wieder in die Hülle gefüllt. Alle Öffnungen wurden verschlossen und zu unserem Leidwesen wurde das Ganze mit einer Lötlampe mit verbleitem Benzin "gegart". Die Innereien wurden ganz köstlich zubereitet und auch das im Innern gegarte der Zeige schmeckte sehr gut. Von der "gelöteten" Oberfläche trauten wir uns aber nichts zu essen.

Jeder Mongolei Fan oder Reisende weiss, dass ab dem 11. Juli die Mongolischen Nationalfeiertage beginnen - das "Naadam". Drei Tage bestimmen sportliche Wettkämpfe in den drei mongolischen Nationalsportarten - Ringen, Reiten, Pferderennen - das Bild der Hauptstadt Ulaan Baatar und ihrer Umgebung. Naadam war ein weiteres Highlight unseres Reise in die Mongolei.

Am 11. Juli hatte unser Gastgeber Karten für das Zentralstadion zum Ringen besorgt. Begonnen wird mit 512 Ringern. Gekämpft wird in KO System. Je nach zuvor gewonnenen Zweikämpfen erhält der Ringer eine Bezeichnung (Falke, Recke, Tiger etc. ich recherchiere das nochmal genauer). Sie gibt Auskunft über seine Einordnung in der Rangfolge. Die Auswahl des Gegners wird vom Ranghöchsten begonnen. Meistens nimmt dieser einen Nobody. Dann darf der nächste in der Rangfolge wählen. Zum Schluss bleiben die beiden stärksten Ringer übrig. Schon ab dem Viertelfinale können sich Kämpfe über Stunden hinziehen. Verloren hat, wessen Körperteil oberhalb des Knies den Boden berührt hat. Das Sstadion kocht, wenn zwei bekannte Haudegen im Endkampf stehen oder wenn es einer der Nobodies geschafft hat und dem Ranghöheren Paroli bieten kann oder ihn sogar besiegt.
Die besten Ringer werden in der Mongolei hoch geschätzt und verehrt.

Das Bogenschiessen scheint uns Europäern nicht so spannend. Die Mongolen sehen das selbstverständlich anders. Das Ziel besteht aus einer Reihe "Dosen". Diese müssen getroffen werden. Rechts und links stehen Frauen oder Männer, die jeden Treffer durch einen Gesang anzeigen. Pro Durchgang wird die Entfernung erhöht. Das ist eigentlich schon alles, was ich über das Bogenschiessen weiss.

Am 12. Juli früh fuhren wir zu den Pferderennen. Ein grosses Jurten Dorf war aufgebaut. Dazwischen anscheinend tausende Pferde. Pferde sind der Stolz eines jeden Araten.
Die Distanzen, über die die Rennen gehen, richten sich nach den Altersklassen der Pferde. Es sind ausgesprochene Langstreckenrennen von ca. 10 km bis über 20 km. Die Länge der Rennen orientiert sich also an der Realität - sprich der Weite des Landes.
Geritten werden die Pferde von kleinen Kindern zwischen vier und acht Jahren. Sie sind leicht genug, um den Pferden den Wettkampf nicht zur Qual werden zu lassen. So stolz sind dann auch die Väter, Grossväter und Onkel, wenn ihr Sohn, Enkel oder Neffe einen guten Platz belegen konnten.
Die Begeisterung der Leute an der Rennstrecke steckt einfach an. Wir wurden dann auch ins Reiterlager - ins Haupschiedsrichterzelt (Pardon: Jurte) auf ein Schüsselchen Airag (gegorene Stutenmilch) eingeladen. Ein UAS (russischer Jeep) nahm uns dann mit 13 weiteren Fahrgästen in die Stadt zurück.

Die letzte Etappe unseres Urlaubs führte uns in den Ovorchangai Aimag. Wir fuhren mit einem gemieteten Bus russischer Bauart los. Wir, das waren drei Familien, meine heutige Frau, Norbi und ich. Zunächst mußten alle abgeholt werden. Das dauerte so seine Zeit.
Wir fuhren in Richtung Westen aus der Stadt heraus. Nach der üblichen Kontrolle an der Stadtgrenze ging es Kilometer um Kilometer in die Steppe hinaus. Nach unseren Verhältnissen kurzer Fahrzeit endete der asphaltierte Weg. Nun ging es "mehrspurig" durch die Landschaft.
Abends machten wir in der Nähe von Viehzüchtern Rast. Sie waren sehr gastfreundlich. Wir erhielten zur Begrüßung einige ihrer Milchprodukte. Unsere mongolischen Freunde hatten auch zum Tausch Reis, Zucker und Mehl mitgenommen. Als Proviant für die Weiterfahrt wurde ein Schaf gekauft und geschlachtet. Dabei habe ich mich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. (Ich könnte es ja verschweigen.) Wie üblich war dieses Kaufgeschäft etwas länger dauernd. Die mitfahrenden Männer waren dazu zu den Araten gegangen. Das ausgesuchte Schaf brachte dann ein junger Arate auf dem Pferd zu unserem Zeltlager. Als einzigem dort verbliebenen Mann wurde mir dieses Schaf in die Hand gedrückt. Na ja, vom Pferd herunternehmen konnte ich es ja noch. Aber als unerfahrener Europäer sauste mir das Schaf so schnell wieder aus der Hand und zu seiner Herde zurück, dass das sich noch einige Wochen bei unseren dortigen Gastgebern Gesprächsthema war.
Abends wanderte das Schaf dann in den Kochtopf. Am Lagerfeuer redeten wir bis spät in der Nacht über Pferde und Pferderennen. Wo konnte man schon über Pferde mehr erfahren als vor Ort. Und wer redete schon lieber über Pferde als mongolische Araten.
Irgendwann kamen wir über Charchorin nach Chudshirt. Auf der Straße dorthin trafen wir einen Bekannten meines Studienkollegen. Wie sich herausstellte studierte er während unserer Zeit in Dresden. Man merkte es auch seiner deutschen Aussprache an. Wir übernachteten in seinem Hof. Abends gab es jede Menge Buus und gekochtes Schaffleisch. Am nächsten Morgen schauten wir uns noch Ringerwettkämpfe des regionalen Naadams an. Dann ging es weiter. Unser Ziel war ein Wasserfall. Heute kann ich nicht mehr genau sagen, wo dieser liegt. Wir hatten eigentlich schon seit einger Zeit die Orientierung verloren. Zum Wasserfall kamen wir so am 19. Juli an. Ein herrliches Plätzchen. Eine riesengroße Wiese voller Edelweiß. Ich hatte Edelweiß bisdato sowieso nur in Filmen gesehen. Wir schlugen dann unsere Zelte in der Nähe des Wasserfalls auf.  Unsere Nachbarn war ein junge Aratenfamilie. Sie zählte als sehr reich. Sie hatten eine wunderschöne Jurte mit schönen traditionellen Möbeln. Ihre Herde war sehr zahlreich. Sie besaßen neben Pferden, Schafen und Rindern auch Yaks. Sie versorgten uns mit Milchprodukten.
Wir gingen nach userer Ankunft gleich zum Wasserfall. Ein herrlicher Anblick. Das aufkommende Wasser erzeugte durch seine Gischt einen Regenbogen. Der Wasserfall hatte einen kleinen runden See erzeugt. Von diesem floß das Wasser ruhig weiter. Unser Lager war oberhalb des Wasserfalls.
Am nächsten Morgen waren Norbi, meine jetzige Frau und ich als erstes auf den Beinen. Wir gingen hinunter zu diesem kleinen See um uns den Wasserfall von unten anzuschauen. Mutig wie man halt vor Frauen ist, musste ich unbedingt eine Runde schwimmen. Das Wasser war ziemlich kalt. Es kam aus den Bergen. Solange konnte man das dortdrin nicht aushalten. Es war erfrischend.
Als wir zu den Zelten zurückkamen, wurde schon das Frühstück zubereitet. Auch die anderen wollten den Wassefall vom See aus sehen. Da uns keiner glaubte, dass ich schwimmen war, wollte ich die Übung wiederholen. An einem der rumliegenden Steine habe ich mir die Hand aufgeschnitten. Ich hatte ja zwei Zeugen.
Wir verbrachten die Tage mit Spazierengehen, typische mongolische Spiele spielen, ein wenig Reiten. Kurz, es war sehr erholsam.
Ja, dann mussten wir diese Idylle verlassen. Unser Abflug rückte immer Näher.
Auf der Rückfahrt machten wir auch einen Abstecher nach Erdensuu. Das ist ein großes Klostergelände. Man kann es nicht beschreiben, man muss es einfach sehen.
In Charchorin waren wir dann schon knapp mit Benzin. Die dortige Tankstelle auch. Sie hatten geschlossen. Wie sich herausstellte, gab es aber noch ein wenig. Ein zweiter Mitbewerber stand auch schon da.
Es wr ein richtiger sportlicher Wettkampf. Wer hatte dem Tankwart mehr anzubieten ?
Zum Schluss erhielten wir den Zuschlag. In der Zwischenzeit zog ein Unwetter auf. Wir übernachteten deshalb in einem kleinen Hotel. Die Straßen hatten sich in kleine Bäche verwandelt.
Der nächste Morgen begrüßte uns als ob nichts geschehen war.
Auf der Rückfahrtstrecke hatten unsere mongolischen Begleiter mehrere Schafe bei Freunden bestellt.
Beim Abholen wurden wir zum Murmeltier essen eingeladen. Eine ausgesprochene Delikatesse in der Mongolei. Mich hat es nicht so begeistert. Vielleicht weil es wieder mit der Lötlampe gegrillt wurde.
Auf jeden Fall fuhren wir mit zwei lebenden und mehreren geschlachteten Schafen nach Ulan Bator zurück. Am 24. Juli waren wir nach einen spannenden und ebenso erholsamen Reise zurück.
Wir nutzten den nächsten Tag, um auf dem Basar noch Lederjacken zu kaufen. Die Sonne knallte und abends war mir ordentlich übel.
Am Tag vor dem Abflug bereiteten Norbi und ich für unsere Gastgeber eine Schafkeule zu. Dazu servierten wir Rotkohl und Kartoffeln. Natürlich kamen später abends noch unsere anderen Freunde. Es wurde ein etwas grösserer Umtrunk.


Am nächsten Morgen brachten uns alle an den Flughafen. Über Moskau ging es nach Berlin zurück.


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